Sagt NEIN

Sind Jahrzehnte der Friedenserziehung spurlos an uns vorübergegangen?

Frage an alle, die den Krieg in der Ukraine unterstützen und zur Unterstützung aufrufen. An alle, die vom Heldenmut der Ukrainer sprechen und uns fordern, dasselbe zu tun, oder in Schande zu schweigen.

“Würdest Du in den Krieg ziehen, wenn unser Präsident es von uns forderte?”

Stell Dir vor, der österreichische Präsident ruft alle österreichischen Männer zwischen 18 und 60 zur Verteidigung mit der Waffe auf, weil ein anderes Land Österreich übernehmen will.  Würdest Du diesem Ruf folgen? Würdest du wirklich die Waffe ergreifen und andere Menschen erschiessen? Und deinen eigenen Tod riskieren? Würdest Du auch dann einen Krieg befürworten und mit deinem Leben unterstützen? Ein Krieg verwüstet das Land, bringt Menschen um, bringt deine Familie und Freunde in Gefahr, zerstört die materielle Zukunft deiner selbst und der anderen Österreicher auf Jahrzehnte hinaus, und trägt die Gefahr eines Ausufern auf einen noch grösseren Krieg, der das Potential hat viele zukünftige Generationen leiden zu lassen, in sich? 

Würdest Du – vom nationalen Sendungsbewusstsein und Heldenmythos erfüllt – bereit sein all das zu riskieren?

Ich ehrlich gesagt nicht.

Warum nicht? Kurz gesagt: weil Kriege – wenn man hinter das heroischen Pathos blickt – nur Zerstörung und Tod bringen, aber sicherlich keine Lösungen.

Mit mehr Worten  gesagt: Würde sich konkret für die Bevölkerung, für uns, etwas ändern, wenn die politische und wirtschaftliche Führungsschicht Österreichs durch die eines angreifenden Landes abgelöst würde? Für mich, und für viele weitere “Normalbürger” wahrscheinlich nicht viel. Ja, man würde die Präsenz der neuen Führungsschicht merken, möglicherweise würde das Land nun anders heißen, aber auch eine neue Führungselite müsste zusehen, dass die Menschen unter diesem Regime leben können, dass sie Arbeit und ihr Auskommen haben. Wenn nicht, wird es Widerstand geben. Der politische Kampf um ein besseres Leben bleibt eine Notwendigkeit, unabhängig davon, welche Führungsschicht die Geschicke Österreichs  bestimmt. Oder glaubst du wirklich, dass die eine, national definierte Führungsschicht fundamental besser sei als die andere, anders-national definierte Führungsschicht?

Aber den Krieg unterstützen und in den Krieg ziehen, das hätte extrem große Auswirkungen auf uns, unsere Liebsten, unsere Freunde, unsere materielle Zukunft, unsere Gesundheit, und unser Leben. Ich finde es schon ziemlich schockierend, wie sehr die politischen Eliten der EU – und die die sich dafür halten und im veröffentlichten Diskurs mitreden – diese Gefahren einfach beiseite schieben, indem sie die EU de facto im Kriegszustand mit Russland definieren und die Grundbedürfnisse der Menschen nach Frieden und nach einem schönen Leben missachten, ja moralisierend und ohne mit der Wimper zu zucken von den Menschen ein Akzeptieren der Verschlechterung der Lebensbedingungen einfordern.  Und ebenso schockierend ist es für mich zu sehen, wie einfach und schnell Menschen zu überzeugen sind, dass sie jetzt kämpfen müssen, jetzt ihr Leben einsetzen müssen, jetzt alles riskieren müssen, um Europa zu verteidigen. 

Würdest Du also noch immer? Und wenn du jetzt zu zweifeln beginnst, wenn du sagst “Nein, würde ich nicht”, dann hör auf zu klatschen, wenn wieder Waffen geliefert werden, oder gefordert werden, hör auf, alles gutzuheissen, was von der ukrainischen Führung kommt. Der Krieg muss aufhören, bevor er noch mehr Leben kostet und noch mehr materiellen Schaden anrichtet. Es gibt keinen gerechten Krieg. Auch wenn nach internationalem Recht ein Land das Recht hat, sich gegen einen Aggressor zu verteidigen, heißt das noch lange nicht, dass es dies auch unter allen Umständen tun soll oder muss. 

Hört endlich auf so zu tun, als ob Kriege ethisch vertretbar wären, und tut alles, was ihr könnt, damit dieser Krieg aufhört. Und wenn es nichts anderes ist, als unseren Politikern zu sagen, dass es sie aufhören müssen, in unserem Namen diesen Krieg zu bedienen. Sagt ihnen, dass WIR an diesem Wahnsinn NICHT teilhaben wollen. 

Es muss eine andere Lösung geben.

4 thoughts on “Sagt NEIN

    1. Ja, es muss andere Wege geben. Wir können nicht einfach sagen “Es ist Ok wenn wir alles zerstören, nur um beweisen, dass wir recht haben und der Andere der Böse ist.”

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